Hannover, 07.10.2014 - Der Verkehr kann bis zum Jahr 2050 zu einem
wichtigen Faktor bei der Stromnachfrage in Deutschland werden. Fahren
immer mehr Fahrzeuge mit elektrischem Antrieb, können in der Folge die
Treibhausgasemissionen des landgebundenen Verkehrs gegenüber 1990 um
fast 90 Prozent sinken – jedoch nur, wenn der Strombedarf aus
erneuerbaren Energien gedeckt wird.
Dies bedeutet zugleich, dass die Kapazitäten zur
Erzeugung von erneuerbarem Strom stärker ausgebaut werden müssen als in
bislang gängigen Klimaschutzszenarien angenommen. Zwar können
Elektrofahrzeuge in Zukunft flexibel geladen und ansonsten ungenutzte
Überschüsse an erneuerbaren Energien teilweise integriert werden. Für
die vollständige Bedarfsdeckung sind die Überschüsse aus der
erneuerbaren Stromproduktion jedoch bei Weitem nicht ausreichend.
Dies sind zentrale Aussagen der aktuellen Studie
eMobil 2050 des Öko-Instituts im Auftrag des Bundesministeriums für
Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit. Im Projekt untersuchten
die Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen anhand zweier Szenarien den
Strombedarf des Verkehrs (ohne Luft- und Seeverkehr) für Deutschland im
Jahr 2050. Zugleich beschreiben sie die Auswirkungen auf den
Energiesektor sowie die so entstehenden Treibhausgasemissionen beider
Sektoren.
Strombedarf steigt, Emissionen (können) sinken
Die Szenarien, in denen auch der öffentliche und
Güterverkehr zunehmend elektrisch betrieben wird, zeigen: Während bis
zum Jahr 2030 nur etwa sechs Prozent der gesamten Stromnachfrage durch
den Verkehr entsteht, steigt dieser Anteil bis zum Jahr 2050 auf 15 bis
25 Prozent. Somit würde allein der Strombedarf des Verkehrs von 17
Terawattstunden (TWh) im Jahr 2010 auf bis zu 150 TWh bis zum Jahr 2050
anwachsen.
Kommen beim Betrieb der Elektrofahrzeuge erneuerbare
Energien zum Einsatz, könnten die Emissionen des Verkehrs bis 2050
gegenüber dem Basisjahr 1990 um rund 140 Millionen Tonnen, also fast 90
Prozent sinken. Andernfalls entstünden zusätzliche Emissionen bei der
Stromerzeugung und die Treibhausgasminderung im Verkehr würde deutlich
geringer ausfallen.
Kapazitätsausbau abhängig von Verkehrsnachfrage
Wie sich der zusätzliche Ausbaubedarf an
erneuerbaren Energien reduzieren lässt und trotzdem ein ähnlich hoher
Klimaschutzbeitrag des Verkehrs erreicht werden kann, veranschaulichen
die Expertinnen und Experten anhand eines alternativen Szenarios: Bei
der Verlagerung auf weniger energieintensive Verkehrsmittel, bei
regionaleren Wirtschaftsstrukturen und kürzeren Wegen könnte bis 2050
der für den Verkehrssektor benötigte Strombedarf von 150 TWh auf 75 TWh
reduziert und damit die vollständige Bedarfsdeckung durch erneuerbare
Energien erleichtert werden. Die hierfür notwendigen Veränderungen im
Personen- und Güterverkehr würden jedoch deutlich veränderte
ökonomische, politische und infrastrukturelle Rahmenbedingungen
erfordern.
Klimaschutzziel für den Verkehr nötig?
Die Studie zeigt auch, dass bei einer weitgehenden
Elektrifizierung des Landverkehrs dessen Endenergieverbrauch bis 2050 in
deutlich stärkerem Maße sinkt als im Energiekonzept der Bundesregierung
von 2010 als Ziel festgelegt wurde. Dennoch führt dies nicht
automatisch zur erforderlichen Reduktion der durch den Verkehr
verursachten CO2-Emissionen. Aus Umweltsicht ist das Klimaschutzziel
allerdings maßgeblich. Es kann nur erreicht werden, wenn sowohl im
Stromsektor als auch im Verkehrssektor ambitionierte CO2-Reduktionsziele
festgelegt und eingehalten werden.
Ansprechpartner am Öko-Institut:
Florian Hacker
Senior Researcher im Institutsbereich
Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-373
E-Mail: f.hacker@oeko.de
Senior Researcher im Institutsbereich
Infrastruktur & Unternehmen
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-373
E-Mail: f.hacker@oeko.de
Charlotte Loreck
Senior Researcher im Institutsbereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-337
E-Mail: c.loreck@oeko.de
Senior Researcher im Institutsbereich
Energie & Klimaschutz
Öko-Institut e.V., Büro Berlin
Telefon: +49 30 405085-337
E-Mail: c.loreck@oeko.de
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